Ein hoher Energiekonsum und seine Probleme
Energiesparen ist durch die gegenwertige Energiekrise ein hochaktuelles Thema geworden. Doch auch schon vorher wurde es als wichtige Maßnahme diskutiert, um den Klimawandel zu vermindern. Aber was können deine 10 Prozent eingesparte Energie[DA1] – abgesehen vom finanziellen Aspekt – wirklich bewirken und welche Probleme in Zusammenhang mit einem hohen Energiekonsum könnten vermieden werden?
Vorab sei gesagt: Bis auf eine Hand voll machtvoller Politiker*innen und Unternehmer*innen haben wir als einzelne Individuen nur einen kleinen Einfluss auf globale Probleme und Krisen wie den Klimawandel[DA2] . Das bedeutet aber nicht, dass wir keine Verantwortung dafür übernehmen sollten. Dabei geht es nicht darum, wer die Schuld an den Krisen trägt, sondern wer den Mut hat, etwas zu verändern. Dieser Artikel soll deswegen nicht als Schuldzuweisung verstanden werden. Er soll vielmehr das Potenzial aufzeigen, was man alles mit Energiesparen erreichen kann.
Der Einfluss von Energie auf unsere Politik
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat gezeigt, dass einer der wichtigsten Gründe für das Energiesparen ist, weniger abhängig von anti-demokratischen Staaten zu sein. 2021 bezog Deutschland mehr als 50% der Steinkohle[1], 55 % der Gaslieferungen[2] und 34,1 % des Erdöls[3] im Wert von insgesamt 22,2 Milliarden Euro2 aus Russland. Damit Russland nicht weiter unterstützt wird, wurden diese Energieimporte nun weitestgehend eingeschränkt. Aber fossile Treibstoffe einfach aus anderen Quellen zu beziehen und das Problem damit nur zu verschieben, ist nicht unbedingt besser. Denn meistens wird auf klimaschädlichere Brennstoffe wie Kohle oder Flüssiggas ausgewichen – dabei unterstützen wir zum Teil genauso kritisch zu sehende Staaten wie z.B. Katar.[DA3] Die beste Alternative, damit wir als Gesellschaft trotzdem durch diesen – und kommende - Winter kommen, ist, mit unserer Energie sparsam umzugehen.
Die Klimakrise – aus dem Boden in unsere Steckdosen, und dann?
Etwa 15 % der energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2020 entstanden durch die Wärme- und Stromversorgung von privaten Haushalten. Umgerechnet sind das in etwa 90 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Da CO2 ein bedeutendes Treibhausgas ist, treiben wir mit der Benutzung von Wärme und Strom den menschengemachten Klimawandel an.
Der Klimawandel macht sich auch in Deutschland bereits deutlich bemerkbar: Die Durchschnittstemperatur in Deutschland ist schon um etwa zwei Grad[4] gestiegen – verstärkte Extremwetterereignisse wie Hitzeperioden, Dürren, Starkregen und Überschwemmungen sind die Folgen. Laut dem Umweltbundesamt[DA4] werden bis zur Mitte dieses Jahrhunderts insbesondere „natürliche Systeme […] (z. B. Böden, Gewässer, Artenvielfalt, Ökosysteme)“ sowie „naturnutzende Wirtschaftssysteme […] (z. B. Fischerei, Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft)“[5] stark betroffen sein. Die Konsequenz ist, dass wir nicht nur durch wirtschaftliche Schäden und Wiederaufbaumaßnahmen Kosten in Milliardenhöhe haben werden, sondern, dass der Klimawandel in Deutschland auch viele Menschenleben fordern wird, zum Beispiel durch Hitzetode.
Aber der Klimawandel ist nicht nur ein lokales Problem. Ökosysteme auf der gesamten Welt werden durch die Erderwärmung stark geschädigt – wenn sie nicht sogar komplett zusammenbrechen. Unsere ozeanischen Ökosysteme sind davon besonders betroffen. Denn unsere Ozeane speichern Wärme und CO2, so dass maritime Hitzewellen immer wahrscheinlicher werden und unsere Meere versauern. Dabei können irreversible Schäden entstehen - wie das Sterben von tropischen Korallenriffen.
Ökologische Veränderung wirken sich auch auf uns Menschen aus. Zum Beispiel werden durch das Zerstören von Ökosystemen zahllose Lebensgrundlagen und Einkommensquellen zerstört. Außerdem können sich Infektionskrankheiten wie Malaria und Denguefieber auf größere Gebiete ausweiten. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass insbesondere Personen aus Entwicklungsländern davon stark betroffen sein werden, obwohl wir als Industriestaaten zum Großteil für den Klimawandel verantwortlich sind[6].
Wenn wir also Energie sparen oder anderweitig Klimaschutz betreiben, dann tun wir das auch für eine artenreiche, gerechtere und friedlichere Welt.
Der lange Weg von fossilen Brennstoffen in unsere Steckdosen
Die Energie für Strom und Heizen wird auch 2022 noch mehrheitlich aus fossilen Energieträgern gewonnen. Der Strommix deutscher Haushalte besteht zwar schon zu 48,5 Prozent aus regenerativen Energien[7], geheizt wird aber immer noch zu 72,5 Prozent mit fossilen Brennstoffen[8]. Die Benutzung von Öl, Gas und Kohle zur Strom- und Wärmeerzeugung hat aber nicht nur hohe Treibhausgasemissionen zu Folge, sondern führt auch zu Gesundheits- und Umweltschäden.
Bevor fossile Energien bei uns zu Hause als Strom in der Steckdose ankommen, müssen diese zunächst mit sehr energieaufwendigen und umweltschädlichen Prozessen abgebaut und raffiniert werden. Der Tagebau von Braunkohle, zum Beispiel, führt zur Zerstörung von riesigen Wald-, Acker- und Siedlungsflächen. Laut WWF mussten bis 2018 schon etwa 300 Siedlungen für den Kohleabbau in Deutschland weichen, woraufhin 100.000 Personen ihre Heimat verloren[9]. Die Förderung von Erdöl und -gas ist aber keinesfalls umweltfreundlicher: Insbesondere Fracking aber auch konventionelle Bohrungen nach Erdöl und Erdgas können zu Grundwasserverschmutzungen im Abbaugebiet führen. Des Weiteren werden unsere Meere durch immer wieder auftretende Lecks mit Erdöl belastet - einmal im Meer wird das Öl dort über Jahrzehnte die Ökosysteme schädigen.
Allerdings schadet der Abbau nicht bloß unserer Umwelt, sondern auch unserer Gesundheit – in erster Linie von Personen mit Wohnsitz in der Nähe von Abbaugebieten. Beispielsweise gelangen durch den Abbau von Kohle giftige bzw. gesundheitsschädliche Stoffe wie Stickoxide, Schwefeloxide, Feinstaub und Quecksilber in die Atmosphäre. Europaweit führe das jährlich zu fast 23.000 vorzeitigen Todesfällen, insbesondere ausgelöst durch Herz- und Lungenerkrankungen[10].
Auch regenerative Energien können Auswirkungen auf unsere Umwelt haben – denn beim Ausbau von diesen wird häufig in Ökosysteme eingegriffen. Diese stehen aber nicht im Verhältnis zu den fatalen Folgen der fossilen Brennstoffe. Außerdem haben Erneuerbare einen entscheidenden Vorteil: Der CO2-Fußabdruck von regernativen Energien ist deutlich geringer als bei Kohle, Öl und Gas. Beispielsweise verbraucht ein deutscher Offshore-Windpark nur 7,3 Gramm CO2 pro generierte Kilowattstunde. Dahingegend beträgt der CO2-Ausstoß von einer Kilowattstunde, die von einem deutschen Braunkohlekraftwerk generiert wurde, etwa 950 Gramm[11] - der Ausstoß ist also über hundert Mal höher! Trotzdem sollte auch bei regenerativen Energien, gespart werden – denn nur so kann die Energiewende erreicht werden.
Energie sparen – dein Beitrag zu einer nachhaltigen Moderne
Das alles klingt ziemlich ernüchternd und erdrückend. Man kann leicht glauben, dass man allein sowieso nichts bewirken kann – und schon gar nicht auf globaler Ebene. Aber das stimmt nicht! Jeder von uns hat die Möglichkeit, gegen diese Probleme vorzugehen. Und wenn es jeder tut - wenn wir als Gesellschaft zusammenarbeiten, können wir diesen Krisen entgegenstehen.
Da alle diese Probleme mit einem hohen Energiekonsum zusammenhängen, ist das Einfachste, was man tun kann, Energie zu sparen. Dabei klingt 10 Prozent erst einmal nach wenig. Aber wenn wir alle zehn Prozent Energie sparen, würde das jährlich etwa 9 Millionen Tonnen CO2-Einsparung[12] ergeben. Das ist über dreieinhalb Mal so viel wie die Emissionen des innerdeutschen Flugverkehrs[13]. Das heißt: Obwohl zehn Prozent Energiesparen nur kleine Veränderungen im Alltag bedeuten, können wir damit viel verändern.
Ferner werden wir durch Energiesparen unabhängiger von fossilen Brennstoffen. Das verhindert nicht nur Probleme, die mit fossilen Brennstoffen zusammenhängen, sondern sichert auch unsere Energieversorgung, da wir unabhängiger von anderen Staaten werden. Aber vor allem ist Energiesparen wichtig für die Energiewende. Denn je geringer unser Energieverbrauch ist, „desto schneller kann diese[r] vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden“[14].
Nord spart sofort – Mitmachen und Andere motivieren!
Jeder und Jede kann Energie sparen – davon sind wir überzeugt. Wenn du bei unserem Projekt mitmachst, geben wir dir konkrete Spartipps, helfen dir bei der Umsetzung und stellen dir Mittel zur Verfügung, damit du deinen Fortschritt messen kannst. Außerdem bietet unser Projekt eine Plattform, sich auszutauschen und mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Und vielleicht motivierst du ja sogar Personen aus deinem Umfeld, es dir gleich zu tun.
Du bist motiviert und möchtest sofort starten?
[1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/eu-kommission-schraenkt-russische-kohleimporte-ein-101.html
[2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/gas-stopp-faq-101.html
[3] https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/oel-und-gas-aus-russland-wie-belastbar-sind-die-zahlen,SzfroYO
[4] https://de.statista.com/infografik/25571/anstieg-der-jaehrlichen-durchschnittstemperatur-in-deutschland/
[5]https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/2022_fachbroschure_die_risiken_des_klimawandels_fur_deutschland_220218.pdf
[6] https://www.worldometers.info/co2-emissions/co2-emissions-by-country/
[7] https://www.stromauskunft.de/strompreise/strommix-in-deutschland/
[8] https://media.thermondo.de/media/documents/Thermondo_Heizstudie_EP9Iosv.pdf
[9] https://blog.wwf.de/5-gruende-gegen-braunkohle-2/
[10] https://blog.wwf.de/kohleausstieg/
[11] https://www.bund-nrw.de/themen/braunkohle/hintergruende-und-publikationen/braunkohle-und-umwelt/braunkohle-und-klima/
[12] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2022-05-04_climate-change_20-2022_energiebedingte-emissionen-brennstoffeinsatze_2020_bf_0.pdf
[13] https://www.quarks.de/technik/mobilitaet/das-passiert-wenn-wir-alle-innerdeutschen-fluege-abschaffen/
[14] https://www.bund.net/energiewende/energie-sparen/